Seit 5 Tagen hänge ich in San Marcos La Laguna fest. Es gibt hier einen interessanten Mix aus Alteingesessenen Mayas, Guatemaltecos, Zugezogenen, Hängengebliebenen, Tagestouristen, Backpackern, Suchenden, Spirituellen, Neo-Hippies, Yuppies und Investoren. Die Übergänge zwischen manchen Kategorien sind fließend, mit Ausnahme der Maya-Abstammenden, die ihre Traditionen bewahren und Maya (Kaqchikel, Tzutujil) sprechen. In der Vergangenheit gab es diverse Genozide an den Maya in Guatemala und noch heute werden sie diskriminiert.
Das Potenzial der Orte rund um den Lago Atitlan und insbesondere San Marcos La Laguna ist unverkennbar. Es gibt hier massig spirituelle Angebote- Meditation, Yoga, schamanische Heilung, „Hippie“-Kommunen, Organic Farming, Mushroom Workshops usw. was magisch diejenigen Traveler anzieht, die sich für sowas interessieren. Der kleine Ort hat eine offene und positive Energie, und das ist meist die Basis für solche kreativen „Bubbles“.
Die Hippie Kultur interessiert mich schon lange, seit den 60ern hat sie sich von einer einmal politisch motivierten Bewegung schrittweise zu einem etwas egozentrischeren Lifestyle-bezogenen Entwurf entwickelt. Was einem auch hier in San Marcos nicht entgeht, ist das übliche Drumherum, die Geldmaschine aus Tourismus, Produkten, Dienstleistungen usw.
Die fehlenden Non-Profit-orientierten Rückzugsorte und Angebote für wirklich an alternativen Lebensentwürfen interessierten Menschen lassen mich oft an der Authentizität solcher Orte zweifeln, ähnlich wie in Pai/Nordthailand, aber dort gibt es zumindest ein Kloster mit Schweigewochen, Meditation etc. Die wirklich interessanten Jahre von Orten wie San Marcos scheinen vorbei.
Wenn, wie hier, den Besuchern äußere Merkmale wie spirituelle Tattoos und Ethno-Kleidung wichtiger sind als soziale Inhalte, Begegnung, Austausch, Wahrnehmung des eigenen Umfelds, Achtsamkeit, Lernen, spirituelles Wachstum, innere Heilung usw. dann sagt das viel über den Zustand der modernen „Hippie“-Kultur/Strömung aus. Da sie keinen echten gemeinsamen Nenner hat, gleicht sie mehr einer Ansammlung von alternativen Individualisten.
19/9/23
San Marcos La Laguna am Lago Atitlan ist eines dieser „New Wave“ Hippie Nester, wie man sie auch andernorts auf der Welt findet, z.B. Pai in Nordthailand. Eine entspannte Energie gibt es hier und viele junge, schöne Menschen. Nach ein paar Tagen im Haus von Jimena, die ich am Strand kennenlernte, komme ich zu dem Ergebnis, dass ich weiter in meine Skills investieren sollte und einen Spanisch-Sprachkurs in Xela oder San Marcos einplanen möchte. Wann es dort hingeht, weiss ich allerdings noch gar nicht. Währenddessen gibt es auf politischer Ebene und in den Medien dem Vernehmen nach Diskussionen über die kürzlich abgehaltenen Wahlen und die Absetzung des neuen Präsidenten. Es könnte in diesem Zshg. in nächster Zeit angeblich auch zu Straßenblockaden kommen.
12/9/23
Vor ein paar Jahren habe ich mal einen Spanisch-Sprachkurs an der Universitat Autònoma de Barcelona gemacht, seitdem ist mein Spanisch ziemlich eingerostet. Gestern lief ich durch Antigua, um eine Tageszeitung zu kaufen, ich musste allerdings feststellen, dass es hier gar keine Zeitungen gibt, weder gibt es Lottoshops/Zeitungskioske, wie wir sie in Deutschland kennen, noch gibt es Zeitungen im Supermarkt und auch Buchläden sind sehr rar. Und dabei sind wir hier in der ehemaligen Hauptstadt (Weltkulturerbe) und der absoluten Touristenhochburg Guatemalas. Ich habe hier noch keinen einzigen Menschen eine Zeitung lesen sehen, das ist schon irgendwie skurril.
In Barcelona hatte ich die Erfahrung gemacht, dass Lesen sehr gut dabei hilft den Vokabelschatz zu erweitern, den Satzbau zu verinnerlichen etc., daher die Idee das auch hier von Anfang an zu machen. Natürlich kann man auch einen Spanisch Auffrischerkurs belegen, aber da ist Antigua wohl nicht die beste Adresse, da die Kurse, wie fast alles hier, überteuert sind. Ich werde das in den nächsten Tagen noch abchecken was eigentlich das Thema mit den Zeitungen hier ist.
Zwei Deutsche, die ich im Hostel kennenlernte, erzählten mir, dass sie in San Pedro am Lago Atitlan mit einer minimalen Menge an Gras erwischt wurden. Sie wurden in einer einsamen Gasse von korrupten Cops überrumpelt, die von Anfang an keinen Zweifel daran ließen, dass es ihnen nur um das schnelle Geld ging. Die Cops ließen sich nach etwas hin und her dann glücklicherweise mit 160 Quetzal, ca 20 Euro, abspeissen, da einer der Deutschen wohl mit dem Geld herumwedelte und ein paar Locals auf die Situation aufmerksam wurden, was den Cops wohl nicht so recht war. Also nahmen sie das Geld und machten sich kurzerhand aus dem Staub. Man sollte hier keinem zu sehr vertrauen, weder dem Busfahrer, noch Marktverkäufern, oder Offiziellen, wie Fremdenführern oder Polizisten, das erspart einiges an Ärger. Dazu später noch ein paar andere Geschichten.